MFT-Netzwerk und MFT-Forschung:
Wissen weitergeben

Multifamilienarbeit/Multifamilientherapie wird in unterschiedlichen Arbeitsfeldern angeboten, so in der Jugendhilfe, in Schulen und Kliniken.

Ziel der BAG-MFT ist es, Institutionen und Einzelpersonen, die Multifamilienarbeit anbieten, miteinander zu vernetzen. Innerhalb der BAG dienen die Regionalgruppen  als übergreifende Austauschforen, wobei die Austauschforen wie auch die BAG so gut funktionieren, wie die Mitglieder sich an der Gestaltung und Umsetzung beteiligen.

Die BAG regt darüber hinaus Kooperationen mit externen Partnern aus Forschung und Praxis an, um Ideen und Wissen auszutauschen und um den Stellenwert der Multifamilienarbeit/Multifamilientherapie in der Forschung und psychosozialen Versorgung zu erhöhen.

MFT-Forschungsnetzwerk

Die Multifamilientherapie (MFT) ist als ein evidenzbasiertes Verfahren seit 2009 fester Bestandteil des Behandlungskonzeptes der tagesklinischen Behandlung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum Magdeburg. Dort werden Kinder und ihre Familien in störungsübergreifenden, aber altersspezifischen Gruppen behandelt.

Seit 2010 ist die MFT im Zusammenhang unterschiedlichster Fragestellungen zudem ein wichtiger und spannender Forschungsgegenstand in unserer Klinik geworden. Innerhalb verschiedener Tagungen (DGKJP, MFT etc.) hat sich zudem ein im Bereich der MFT-Forschung immer bedeutsamer werdendes Netzwerk entwickelt, in dem wir regelmäßige jährliche Treffen etablieren konnten.

Inzwischen liegt eine wachsende Anzahl von Studien zum Nachweis der Wirksamkeit der MFT vor. Die MFT-Modelle in unterschiedlichen Behandlungskontexten bei diversen Krankheitsbildern werden jedoch mit unterschiedlichen Forschungsdesigns untersucht. Dies erschwert Schlussfolgerungen darüber, was genau die MFT gegenüber anderen Therapieverfahren auszeichnet und in welchen Bereichen oder bei welchen Klienten sie eine besonders geeignete Methode sein kann. Eine vernetztere Forschungsarbeit böte die Möglichkeit, bestimmte methodische Hürden besser zu bewältigen.

MFT-Forschungsprojekt

Unsere Forschungsgruppe am Klinikum Magdeburg hat in einem quantitativen Untersuchungsdesign zu unterschiedlichen Messzeitpunkten zuvor festgelegte abhängige Variablen wie die Symptomatik der Kinder, das Belastungserleben der Eltern oder die Qualität der familiären Beziehungen im Therapieverlauf bestenfalls im Vergleich zu einer Kontrollgruppe untersucht.

Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten Rückgang der kindlichen Symptomatik und des elterlichen Belastungserlebens,  aber auch Verbesserungen innerhalb der familiären Beziehungen, besonders im Hinblick auf die Beziehung zwischen den Vätern und ihren Kindern.

Wir vermuten, dass die Veränderungen im Zusammenhang mit dem Behandlungsangebot der Multifamilientherapie stehen. Unklar bleibt jedoch, inwiefern und wie stark sich die MFT auf die Behandlungsverläufe auswirkt. Um sich diesen Fragen zu nähern, eignen sich eher qualitative Methoden.

Um die Sichtweisen der Familien auf die subjektiv bedeutsamen Wirkfaktoren der MFT zu erheben, wurde unsere quantitative Evaluation durch qualitative Methoden ergänzt. Der Schwerpunkt der qualitativen Interviews lag darauf, wie Familien den Einfluss der MFT auf familiäre Interaktionen und Beziehungen und deren Veränderungen im Therapieverlauf erleben. Es wurden insgesamt 30 Interviews mit Eltern und Jugendlichen geführt, wobei drei Mütter in einer Pilotstudie mehrfach nach den MFT-Sitzungen befragt wurden, um den Prozessverlauf besser zu verstehen.

Als wichtige subjektive Wirkfaktoren der MFT wurden der Austausch mit anderen Familien und eine Verbesserung der Beziehungsqualität innerhalb der eigenen Familie angegeben. Interessant war besonders die Erkenntnis der interviewten Mütter, dass die Symptome des Kindes nur ein Teil des Problems sind und die Verantwortungsübernahme der Eltern für die bestehenden Schwierigkeiten maßgeblich für den Therapieerfolg des Kindes ist. Dies könnte dafürsprechen, dass das gegenseitige Verständnis von Eltern und Kindern füreinander und somit die Fähigkeiten, sich in den anderen hineinzuversetzen, gewachsen sind.

Perspektive: Weitere Vernetzung

Unsere Forschungsfragen werden aktuell im Rahmen von Dissertationen, Master- oder Bachelorarbeiten bearbeitet.

Ein klares Ziel ist es jedoch, forschungsfinanzierte Projektgelder zu beantragen und sich einigen Fragestellungen multizentrisch zu nähern. Um dieses Ziel zu erreichen und die Vernetzung der Forschungen zur MFT zu fördern, fanden regelmäßige Treffen aller forschungsinteressierten Kliniken, Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen im Anschluss an Tagungen und Mitgliederversammlungen der BAG „MFT“ statt.

Seit 2018 hat die Magdeburger Arbeitsgruppe die Organisation dieser Treffen unabhängig von den Tagungen übernommen, da das Interesse sehr groß war und die Zeit, sich entsprechend im Rahmen der Tagungen auszutauschen, oft nicht ausreichte. Bei den jährlich stattfindenden Treffen geht es vor allem um den Austausch aktueller Forschungsansätze und Methoden als auch um die Beantragung von Projektgeldern für weitere Forschungsvorhaben.

Wichtige Kooperationspartner sind dabei Herr Prof. Holger von der Lippe (Medical School Berlin) und Frau Prof. Andrea Goll-Kopka (SRH Hochschule Heidelberg).

Publikationen zu aktuellen Forschungsarbeiten zur MFT finden sich im Anhang.

Das letzte Treffen fand am 28.11.2020 auf Grund der Corona-Pandemie online als Zoomkonferenz statt. Das entsprechende Protokoll ist unter folgenden Link (..) einsehbar.

Falls Interesse besteht, sich zu vernetzen und an zukünftigen Treffen teilzunehmen, können Sie sich gerne unter folgender Adresse (…) melden und werden zum nächsten Treffen eingeladen.