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Was ist Multifamilientherapie (MFT)?
Die Multifamilientherapie (MFT) ‒ in der Praxis auch als Multifamilienarbeit (MFA) oder Multifamilientraining bezeichnet ‒ ist ein Verfahren, das Erfahrungen, Konzepte und Techniken der Gruppentherapie, der systemischen Therapie und psychoanalytischer Ansätze verbindet. Anstelle der Zusammenarbeit mit einer Familie werden hier jedoch mehrere Familien zu einem gemeinsamen Arbeitskontext zusammengeführt.
Es entsteht ein Setting, das die Familien anregt, sich gegenseitig zu helfen und aktiv miteinander in einen Austausch über ihre Fragen und Probleme, ihre Erfahrungen, Lösungswege und Ressourcen zu gehen. Ermöglicht wird das insbesondere durch die Veränderung des traditionellen Rollenverständnisses der Helfer*innen in das von Katalysatoren, welche die Familienmitglieder dazu anregen, ihre Kompetenzen und Kenntnisse bei der gegenseitigen Unterstützung zu nutzen.
Wichtige Wirkfaktoren der MFT sind Förderung von Solidarität, Modell-Lernen, Erfahrungen, die in Rollenspielen gewonnen werden können und die Erkenntnis, dass Leid und Probleme keine isolierten Erfahrungen sind. Besonders wichtig ist jedoch das Erleben von Selbstwirksamkeit, die die Teilnehmer*innen beim gemeinsamen Entwickeln von Lösungen sammeln können.
MFT wird meist in offenen oder halboffenen Gruppen durchgeführt, wobei sich die teilnehmenden Familien in unterschiedlichen Stufen ihres Entwicklungsprozesses befinden können. Dadurch können die Familien, die erfahrener sind, ihre gewonnene Expertise zur Unterstützung der neu dazugekommenen Gruppenmitglieder einbringen und ihnen dadurch auch Hoffnung auf Besserung vermitteln.
In Deutschland werden Multifamilientherapien in der Jugendhilfe angeboten, in Kinder- und Jugendpsychiatrischen Kliniken und im Schulbereich angeboten.
Die Methode der MFT hat viele Pioniere der systemischen Familientherapie fasziniert, so Jay Haley, Peter Fraenkel und Salvador Minuchin. In Deutschland wurde die MFT vor allem durch die Arbeiten und Veröffentlichungen von Eia Asen und Michael Scholz bekannt.